Freitag, 11. März 2022

Supermärkte auf der grünen Wiese? Nein, danke!

Der „Supermarkt Nord“ in Nußloch ist nur ein Beispiel, warum Lebensmittelmärkte am grünen Ortsrand aufgrund der heutigen, vielseitigeren Anforderungen als nicht mehr zeitgemäß auf große Ablehnung stoßen. Es gibt bundesweit Widerstände und Absagen gegenüber derartigen Supermarktplanungen. Die Gründe sind vielfältig und folgen zugleich einer auffällig deckungsgleichen und überzeugenden Argumentation.

Nehmen wir allein den süddeutschen Raum. Wir hatten in der vorletzten Ausgabe der Rathaus-Rundschau mit Wilhelmfeld (Bürgerentscheid mit 56,4 % gegen Bebauungsplan mit großem Supermarkt am idyllischen, grünen Ortsrand – auch aus ökologischen Gründen) und Eppelheim (Absage des Projektvorhabens und Erhalt der Landwirtschaftsfläche) zunächst zwei Fallbeispiele aus dem Rhein-Neckar-Kreis erläutert. Letzte Woche ging dann der Blick über unsere Region hinaus: Ins hessische Alsbach-Hähnlein (bürgerlicher Widerstand gegen Gemeinderatsbeschluss zur Bebauung von wertvollem Ackerland, abschlägige Stellungnahme des Magistrats der benachbarten Stadt Zwingenberg zur Änderung des Flächennutzungsplanes, da bereits eine gute Ausstattung der Region mit Nahversorgern vorhanden ist und mehr Verkehr befürchtet wird), nach Höchtstädt in Schwaben (dritte Gemeinderatsabstimmung und dritte Absage an Discounteransiedlung), nach Seeg im Ostallgäu (Neubau Nahversorger in Ortsmitte statt auf der grünen Wiese, keine Flächenversiegelung), nach Roßtal bei Nürnberg (einhellige Gemeinderatsentscheidung: „Durch Supermärkte auf der grünen Wiese veröden die Ortskerne. Sie sind eine planerische Fehlentwicklung“), nach Uttenreuth in Mittelfranken (einstimmiger Gemeinderatsbeschluss für gezielte Ansiedlung eines neuen Vollsortiment-Supermarkt im Ortszentrum: „Dies stärkt unser vielfältiges Einzelhandelsangebot an Geschäften im Dorf. Die Lebendigkeit des Innerorts wird mit der Maßnahme nachhaltig gesichert“) und an den Ammersee (Interessengemeinschaft gegen einen Supermarkt am grünen Ortsrand: „JA zum Einkaufen im Dorf, zur Stärkung des Dorfzentrums als ökonomischem und sozialem Mittelpunkt, zur Bewahrung der landschaftlichen Schönheit und des Ortbildes, zur Unversehrtheit der landschaftlichen Idylle und zur Verantwortung für künftige Generationen!)

Wir haben nun einfach weiter geschaut. Wenig erstaunlich ist, dass es unzählige, weitere Beispiele gibt. Die Städte, Gemeinden und Bevölkerung im Landkreis Fürstenfeldbruck sehen Supermärkte auf der grünen Wiese als ein Phänomen der Vergangenheit (Leiter des Planungsverbandes: „Die Tendenz geht weg vom Supermarkt auf der grünen Wiese, hin zum Zentrum, zur Ortsmitte. Es obliegt den Gemeinden, zu steuern, wo neue Supermärkte entstehen sollen und wo nicht.“) In Sölden und Wittnau bei Freiburg gibt es Widerstände gegen einen Edeka-Supermarkt auf der grünen Wiese im sog. Hexental (Forderungen nach Einhaltung der Grundsätze der Landesplanung: „Innenentwicklung statt Außenentwicklung“, „Kein Einkaufsmarkt auf der grünen Wiese“). In Rommelshausen bei Waiblingen schließt die Verwaltung einen Vollsortimenter auf der grünen Wiese aus („Noch ein Supermarkt? Braucht es das?“). Sollte sich die Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt für einen neuen Supermarkt entscheiden, so soll es einen Bio-Supermarkt in der stabilen Ortsmitte werden. 

Die öffentlichen Schlagzeilen sehen auch andernorts ähnlich aus: Lützelbach (Odenwald): CDU-Antrag abgelehnt – Kein Supermarkt auf der grünen Wiese! Waldbüttelbrunn (Unterfranken):Streit über Supermarkt-Pläne auf der grünen Wiese im Gewerbegebiet Kiesäcker! Bad Zwesten (Hessen):Aus für Neubaupläne eines Rewe-Marktes (Gemeindevertreter haben sich mehrheitlich gegen den Standort am Ortsrand ausgesprochen.)! Wenzenbach (bei Regensburg): Wirbel um Einkauf auf der grünen Wiese(„Das florierende Leben im Ortskern mit Supermarkt und kleinen Läden des täglichen Bedarfs soll geschützt werden)“! Fischach (bei Augsburg):Die Marktgemeinde will keine „grüne Wiese“ als Standort mehr! Jetzt kommt ein großer Rewe in den Ortskern. Riedering (Chiemsee): Bürgerinitiative gegen Supermarkt („Ja zu Riedering! Nein zu einem Riesensupermarkt auf der grünen Wiese“)!

Es stellen sich zwangsläufig Fragen: Ist unser Gemeinderat, den wir aufgrund seines zeitaufwändigen, ehrenamtlichen Engagements für das Gemeinwohl schätzen, bei dieser weitreichenden, unwiderruflichen Entscheidung „besserwissend“ als all diese Planer, Gremien und Bürger mit vielfältigem Wissen? Haben unsere Gemeinderäte mehr Erfahrung mit nachhaltiger Gemeindeentwicklung und Auswirkungen auf Ortsmitten, Ortscharakter, innerörtlichen Anliefer- und Pkw-Verkehr, Lärm, Mikroklima, Biodiversität oder kleinbäuerliche Landwirtschaft?

Helfen auch Sie mit, dass die geplante, unwiderrufliche Betonierung mit dem „Supermarkt Nord“ an unserem schönen Nußlocher Ortseingang nicht realisiert wird. Erheben Sie Ihre Stimme! Werden Sie Mitglied! Unterstützen Sie uns!

Ihre/Eure MitbürgerInnen von Nußloch intakt e. V.

Foto: Felix Mittermeier

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