
Supermarkt Nord? Flächennutzungsplan rät von Bebauung ab
Der Nachbarschaftsverband Mannheim-Heidelberg als Träger der regionalen Flächennutzungsplanung sieht nach einer umweltbezogenen Gesamtbewertung hohes Konfliktpotential. Die Einzelbetrachtung der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/Luft, Pflanzen/Tiere bzw. Biologische Vielfalt und Mensch zeigt die zahlreichen Problemfelder auf. Die Empfehlung ist, aus Umweltschutzgründen auf die Siedlungserweiterung zu verzichten.
Der Nachbarschaftsverband Mannheim-Heidelberg-Mannheim ist ein Zusammenschluss von Städten und Gemeinden im Kerngebiet der Metropolregion Rhein-Neckar. Seine zentrale Aufgabe ist die gemeindeübergreifende Entwicklung der Raum- und Siedlungsstruktur. Er erstellt daher auch den verbindlichen Flächennutzungsplan für Nußloch. Dessen aktuelle Fassung enthält das 15.000 qm große Gebiet „Steinäcker“ am nördlichen Kreisverkehr auf dem sich Teile des Gemeinderates ein Supermarktareal wünschen („Einzelhandel Nord“). Im Hinblick auf das Flächenpotential als „Wohnbaufläche, Sonderbaufläche Einzelhandel“ werden vom Fachverband neben städtebaulichen Kriterien auch die Umweltkriterien geprüft und bewertet.
Die umweltbezogene Bestandsbeschreibung und -bewertung der Schutzgüter spricht für sich. Die Bodenbewertung zeigt einen Verlust hochwertiger Böden auf („Hohe bis sehr hohe Bedeutung für die natürliche Bodenfruchtbarkeit, mittlere bis hohe Bedeutung als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, mittlere/hohe Bedeutung als Filter und Puffer für Schadstoffe“). Hinsichtlich der Pflanzen und Tiere trifft sogar die schlechteste, rote Kategorie „ungünstig“zu („Biotopverbund: Lage im Kernraum Biotopverbund, zahlreiche Trittsteinbiotope und Vernetzungselemente, nördlich angrenzend Landschaftsschutzgebiet, ca. 150 m östlich FFH-Schutzgebiet, kleinparzelliertes Nutzungsgemenge mit Wirtschaftsgrünland, Streuobst, Weinbau, Feldgarten, Tümpel/Teich; Artenschutz: Hohes Konfliktpotenzial beim Artenschutz aufgrund des Strukturreichtums.“).
In Bezug auf die Faktoren Klima/Luft („Verlust von Kaltluftentstehungsgebiet mit guten Abflussbedingungen und Freifläche mit hoher klimatisch-lufthygienischer Ausgleichsfunktion.“) und Wasser („potenzielle Gefahr für Grundwasser bei Eingriff in Grundwasser führende Schichten, am nördlichen Rand kleines Stillgewässer“) werden Konflikte aufgezeigt. Und für uns als sog. Schutzgut Mensch ist die farbliche Bewertung ebenfalls rot und damit am untersten Ende der Skala („Attraktives Landschaftsbild mit vielfältigen Strukturelementen; zahlreiche Sträucher, Hecken, Bäume und ein Stillgewässer; Verlust von sehr attraktiven, siedlungsnahen Erholungsbereichen und Verlust von Freifläche an überregional bedeutsamen Wanderwegen.“)
Das umweltbezogene und landschaftsplanerische Fazit lautet: „Hohes Konfliktpotenzial!. Im Wortlaut: „Die Fläche ist durch ihren Strukturreichtum landschaftlich attraktiv und von großer Bedeutung für Pflanzen, Tiere und den Biotopverbund. Aufgrund der Lage am Ortsrand, hin zur offenen Landschaft und zum Kleinen Odenwald weist sie ebenfalls eine hohe Bedeutung für die Naherholung auf. Zudem kommt es zur Inanspruchnahme von hochwertigen Böden. Es wird aus umweltbezogener Sichtweise empfohlen, auf diese Siedlungserweiterung zu verzichten bzw. eine moderate Erweiterung der Wohnbebauung auf den westlichen Bereich zu beschränken.“
Warum wird diese fundierte Empfehlung durch einige Gemeinderäte seit zwei Jahren ignoriert? Sind unsere Umwelt, die Natur, der präventive Klimaschutz, das Landschaftsbild und die dort ansässige kleinbäuerliche Landwirtschaft am Ende für die Bürgervertreter nicht wirklich relevant? Bleibt Nachhaltigkeit eine Worthülse für politische Sonntagsreden? Nein? Dann, geht die Bitte an die bisherige Gemeinderatsmehrheit und unseren stimmberechtigten Bürgermeister: Handelt Sie entsprechend und stoppen Sie dieses Projekt!
Eure engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger von Nußloch intakt e. V.
Foto: Penny_Marco