
Widerstände und Absagen an Supermärkte auf der grünen Wiese – auch außerhalb des Rhein-Neckar-Kreises
Wenn man sich näher mit dem Thema „Supermarkt auf der grünen Wiese“ so stellt man schnell fest, dass es nicht nur viel Kritik an derartigen Ansiedlungsvorhaben am Ortsrand gibt, sondern dass weitsichtige Kommunalpolitiker diesen nicht mehr zeitgemäßen Projekten einen Riegel vorschieben und gezielt Ihre Stadt- bzw. Ortszentren stärken.
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
der „Supermarkt Nord“ am nördlichen Ortsrand von Nußloch ist aus unserer Sicht eine Fehlplanung. Beton und Parkplätze statt Grünflächen und Landschaftsidylle? Ein vierter Lebensmittel-Supermarkt statt des allseits propagierten Schutzes von Umwelt, Klima und bäuerlicher Landwirtschaft? Schwächung statt Stärkung unseres Ortszentrums als Lebensmittelpunkt unserer Gemeinde?
Nicht nur im Rhein-Neckar-Kreis in Wilhelmfeld oder Eppelheim (siehe Rathaus-Rundschau der vergangenen Woche v. 25.02.) gibt es Widerstände und abschlägige Entscheidungen gegen Supermarktplanungen am grünen Ortsrand. Diese gibt es in ganz Deutschland.
In der hessischen Gemeinde Alsbach-Hähnlein will eine Mehrheit des Gemeinderates zwischen den Ortsteilen auf 4.400 qm Ackerland, einen Lebensmittel-Discounter ansiedeln. Dazu wurde im Dezember 2020 ein Aufstellungsbeschluss für die Bebauung gefasst. Die Wählervereinigung „Initiative Umweltschutz Hähnlein Alsbach Sandwiese“ hat das Projektvorhaben mit umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit in Frage gestellt („JA zur Förderung von Einkaufsmöglichkeiten im Ort und Stärkung des Ortszentrums als ökonomischem und sozialem Mittelpunkt“, „Kein Billig-Discounter auf der grünen Wiese." „Was hat das mit dem Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsplan der Gemeinde zu tun?“). Ein (erfolgreiches) Bürgerbegehren gegen den Supermarkt übertraf die notwendige Mindestanzahl an Unterschriften für einen Bürgerentscheid bei weitem, wurde aber formal aufgrund einer Fristüberschreitung nicht berücksichtigt. Gemeinderäte trieben das Projekt ungeachtet weiter. Nun hat der Magistrat der benachbarten Stadt Zwingenberg gegen die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplanes eine abschlägige Stellungnahme abgegeben. Man befürchtet noch mehr Verkehr und überdies sei die Region mit Nahversorgern bereits gut ausgestattet. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?
In Höchtstädt (Schwaben) gab es die dritte Gemeinderatsabstimmung und dritte (!) Absage an Discounter am Ortsrand mit Stimmen der SPD, der Freien Wähler und der Grünen gegen die CSU als stärkste Fraktion (Entwicklung des Innenorts widerspricht Discounter-Ansiedlung am Ortsrand, Gefährdung der Dorfmitte mit seinem Nahversorgungszentrum, zwei Metzgereien und einer Bäckerei).
In Seeg (Ostallgäu) kommt ein Neubau für einen alteingesessener Nahversorger in die Ortsmitte. Für die Gemeinde war früh klar, dass ein Markt nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten im lebendigen Ort mit Geschäften, Praxen und Bank entstehen soll. Hierzu der beauftragte Bauunternehmer: „Jeder schreit: Weniger Flächenverbrauch! Aber keiner macht’s. In Seeg hat man die Zeichen der Zeit dagegen erkannt.“
In Roßtal (bei Nürnberg) heißt es: „Kein Supermarkt auf der „grünen Wiese“. Geprüft wurden unterschiedliche Standorte. Weit draußen gelegenen Standpunkte schneiden in einem Gutachten besonders schlecht ab: „Durch Supermärkte auf der grünen Wiese veröden die Ortskerne. Sie sind eine planerische Fehlentwicklung, vor der wir Sie gern bewahren möchten. Nicht umsonst gab es schon ein Bürgerbegehren gegen einen Markt am Ortsrand“. Eine Aussage, die bei weiten Teilen des Gemeinderates auf Zustimmung stieß: „Wir wollen nicht, dass unser Ort zu einem Museum wird – leer und leblos", meint SPD-Sprecher Berthold Östreicher. „Märkte auf der grünen Wiese machen nicht nur die Natur, sondern auch die Orte kaputt“, stimmt Michael Brak (Grüne) zu.
In Uttenreuth (Mittelfranken) kommt – mit einstimmigem Gemeinderatsbeschluss – ein neuer Vollsortiment-Supermarkt gezielt ins Ortszentrum („Dies stärkt Uttenreuth als Dorf mit einem vielfältigen Einzelhandelsangebot aus Metzgereien, Bäcker, Blumenläden, Schreibwaren- und Geschenkeladen, Fahrradgeschäft und Buchhandlung. Die schon heute bestehende Lebendigkeit des Innerorts wird mit der Maßnahme nachhaltig gesichert“).
Am Ammersee gibt es eine Interessengemeinschaft Dorfentwicklung Türkenfeld gegen einen Supermarkt am grünen Ortsrand. Ihre Forderung lautet: „Ja zum Einkaufen im Dorf, kein Supermarkt auf der grünen Wiese." – Ja zur Stärkung des Dorfzentrums als ökonomischem und sozialem Mittelpunkt des Dorfes – Ja zur Bewahrung der landschaftlichen Schönheit und des Ortbildes unseres Dorfes – Ja zur Unversehrtheit der landschaftlichen Idylle – Ja zur Verantwortung für künftige Generationen!
Helfen auch Sie mit, dass die geplante, unwiderrufliche Betonierung mit dem „Supermarkt Nord“ an unserem schönen Nußlocher Ortseingang nicht realisiert wird. Erheben Sie Ihre Stimme! Werden Sie Mitglied! Unterstützen Sie uns!
Eure engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger von Nußloch intakt e. V.
Foto: Pexels (Pixabay)