Braucht der Nußlocher Norden ein zusätzliches Nahversorgungsangebot?
Einzelne Befürworter des Supermarktes Nord im Gemeinderat begründen das Projekt mit einer „notwendigen fußläufigen Nahversorgung“ des nördlichen Wohnbereiches. Diese Argumentation für das Bauvorhaben ist fragwürdig und nicht tragfähig. Eine sinnvolle und nachhaltige Gemeindeentwicklung sieht anders aus.
Als Anlass für den Bau des nächsten Supermarktareals auf der grünen Wiese wurde im Gemeinderat angeführt, dass man auch für Bürger, die im Norden von Nußloch wohnen, eine nahe Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel schaffen solle. Das mag einschränkend für einige Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in diesem Bereich wohnen und ohne Auto auf eine gewisse Fußläufigkeit angewiesen sind, stimmen. Aber gerade im großflächigen Neubaugebiet „Seidenweg“ in steiler Hanglage wird man gerade dieses Anliegen selten vorfinden. Wie auch immer - die fußläufige Nahversorgung gibt es nun in Kürze durch die Eröffnung des ERMAR-Centers auf der nördlichen Hauptstraße mit üppigen 450 qm Lebensmittelverkaufsfläche.
Völlig unabhängig davon verfängt diese Begründung für den Supermarkt Nord nicht. Bei einer überschaubaren Gemeindegröße mit ca. 11.500 Einwohnern benötigt doch nicht jeder Siedlungsbereich einen eigenen Supermarkt. Wir haben einen Supermarkt im Süden Richtung Walldorf (REWE), einen Supermarkt im Westen Richtung St. Ilgen (Penny) und bald einen Lebensmittelmarkt im Norden Richtung Leimen (ERMAR-Center). Warum baut man keinen Supermarkt im Osten Richtung Maisbach? Würde man dem „fußläufigen“ Nahversorgungsargument (die meisten fahren mit dem Auto zum Supermarkt) in alle vier Himmelsrichtungen weiter folgen, so bräuchte man doch für den wesentlich dichter besiedelten Osten von Nußloch auch einen großen Supermarkt. Also für alle Wohnbereiche östlich der Hauptstraße bis hoch zum Rheinblick. Wie wäre es mit einem „Supermarkt Ost“ am Ortsrand? Wären wir etwa bereit, dafür mehrere Tausend qm Fläche am Waldrand oder den gesamten Waldsportplatz zu opfern? Würden wir es befürworten, wenn damit durch die Sinsheimer Straße in beide Richtungen sowohl der Lkw-Lieferverkehr durch den Ort als auch ganztägig der deutlich zunehmenden Pkw-Verkehr verlaufen müsste?
Zusammenfassend: Es ist ein unglaubwürdiges Argument, das Projektinteressen dient. Wir sind hier im erhaltenswerten, schönen Nußloch mit seinem intakten, besonderen Orts- und Landschaftscharakter. Wir sind nicht im weitläufigen Berlin, wo urbane Stadtbezirke mit mehreren Zehntausend Einwohnern weit abseits von Berlin-Mitte eine eigene Nahversorgung und Infrastruktur benötigen. Es ist vielmehr notwendig, dass wir den Ortskern stärken, der aus allen Himmelsrichtungen für alle gut erreichbar ist. Dort sollte man fußläufig möglichst viele alltägliche Dinge erledigen können.
Eure engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger von Nußloch intakt e. V.