Montag, 3. November 2025

Nußloch intakt wandert zu Gedenksteinen

„Gedenksteine sammeln im Heidelberger Stadtwald“ war das Thema der siebten Wanderung von Nußloch intakt. Der Wetterbericht hatte Regen angekündigt. Trotzdem begaben sich insgesamt zehn Wanderer unter Führung von Guide Joachim Gerhard von der Posseltslust aus auf die Suche nach den steinernen Erinnerungen.

Kein Gedenkstein im eigentlichen Sinn ist die Posseltslust, ein 1881 durch eine Stiftung des Heidelberger Pharmazie-Professors und Stadtrats Louis Posselt ermöglichtes Aussichtstürmchen. Der noch nicht ganz verzogene Nebel verhinderte den tieferen Blick in den Odenwald. Der erste „echte“ Gedenkstein, der Hubertus-Stein des Rohrbacher Steinmetzen Josef Lamm, steht unmittelbar neben der Posseltslust. Er ist dem edlen Waidwerk gewidmet und erinnert gleichzeitig an die Großartigkeit der Schöpfung. Alljährlich begrüßen hier am Neujahrstag die Jagdhornbläser der Heidelberger Jägerschaft das neue Jahr.

Über den Alten Kohlhof ging es zu den Steinen am (ehem.) Cedernwald und vorbei am Kleinen Rossbrunnen zum Krausstein. Letzterer zeichnet sich durch ein ganz spezielles Alleinstellungsmerkmal aus: er war der einzige der vielen Steine auf dieser Wanderung, zu dem Joachim Gerhard trotz intensiver Recherche keinen Hinweise auf Namensgeber oder Stifter gefunden hat. Ganz anders als beim Hettegerstein und beim Arnoldstein, die beide an das Schicksal verunglückter Waldarbeiter mahnen.

Geschichtlichen Hintergrund hat der Kaiser-Franz-Stein, der daran erinnert, dass Kaiser Franz I. im Oktober 1745 auf dem Rückweg von seiner Krönung in Frankfurt mit seiner Frau Maria Theresia über Heidelberg reiste. Zurecht fragten sich die Wanderer, warum die steinerne Erinnerung daran an einer so abgelegenen Stelle oberhalb des Linsenteichecks angebracht ist, wo doch der Zug der kaiserlichen Kutschen dort ganz sicher nicht vorbeikam.

Nicht vollständig geklärt ist der Anlass zur Errichtung des Hohen Kreuzes etwas unterhalb des Auerhahnenkopfs. Doch es spricht vieles dafür, dass es sich um ein Sühnekreuz handelt. In der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit war die Auflage zur Errichtung von Sühnekreuzen eine häufige Form zur Ahndung von Kapitalverbrechen. Eine Parallele zum Nußlocher Gräfelskreuz bei den Kreuzhöfen zu ziehen, lag deshalb nahe.

Ein Mord, nämlich die Tötung des Waldschützen Johann Michael Schmitt „1738 im Amt“, also bei der Arbeit, durch einen Wilderer, war auch der Anlass der Errichtung des Wildererskreuzes am Nordhang des Königstuhls. Die Besonderheit dieses Kreuzes ist, dass die amtliche Stellung des Waldschützen durch das Symbol einer Hacke angedeutet wird.

Über die Bismarckhöhe, vorbei am Rindenhäuschen und an der Molkenkur führte der Weg die Wanderer zum Schlossgarten. Auf der Scheffelterrasse kamen dann auch noch zwei Vielgereiste zu Ehren: Goethe beim Denkmal für seinen West-östlichen Diwan und die Begegnungen mit Marianne von Willemer sowie Kaiserin Sissi und der bei ihren Besuchen in Heidelberg von ihr und ihrer Tochter Valerie häufig begangene Valerie-Weg.

Keinem der Teilnehmenden (außer dem Guide natürlich) waren vorher alle diese markanten Gedenksteine bekannt gewesen. Ein Beweis, dass es selbst in unserer unmittelbaren Umgebung noch vieles zu erkunden gibt.

Wie es sich für eine gute Wanderung gehört, endete sie mit einer Einkehr in der Altstadt. Das zeitliche Timing war optimal – denn gleichzeitig mit Erreichen der Gaststätte begann es kräftig und ausdauernd zu regnen.

Joachim Gerhard

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